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Blog
Interview mit Juli Zeh

Über Menschen, Dorfleben und das letzte Lieblingsbuch

Juli Zehs neuer Roman erzählt von unserer unmittelbaren Gegenwart, von unseren Befangenheiten, Schwächen und Ängsten, und er erzählt von unseren Stärken, die zum Vorschein kommen, wenn wir uns trauen, Menschen zu sein. Zum Erscheinen ihres neuen Romans "Über Menschen" hat sie uns in unserem KulturMagazin einige Fragen beantwortet - viel Spaß beim Lesen!
Juli Zeh_Peter von Felbert_Über Menschen


Über das Leben in einer Dorfgemeinschaft haben Sie bereits in Ihrem Bestseller „Unterleuten“ geschrieben. Inwiefern ist „Über Menschen“ eine Fortführung dessen, anders gesagt: Wie lassen sich die zwei Romane miteinander in Verbindung bringen?


„Über Menschen“ spielt im gleichen Kosmos wie „Unterleuten“. Zwar ist es ein anderes Dorf, und wir begegnen auch neuen Figuren, aber es ist eine ähnliche Welt, in der die Geschichte spielt. Wie bei „Unterleuten“ wird auch im neuen Roman die gesellschaftliche Wirklichkeit anhand des Zusammenlebens in einem kleinen Dorf erzählt.



„Über Menschen“ verarbeitet viele Themen, eines davon ist auch die Corona-Pandemie. Wann wussten Sie, dass diese eine Rolle in dem Buch spielen soll und wie war es, darüber zu schreiben?


Als Corona begann, hatte ich die erste Fassung des Romans schon fertig. Erst dachte ich, nun muss ich das Manuskript wegschmeißen, weil sich die Welt so stark verändert und das Buch nicht mehr dazu passt. Aber dann habe ich beschlossen, es neu zu schreiben – Tag für Tag entlang der Ereignisse. Vieles im Text hat sich dadurch verändert, aber manches ist eben auch geblieben. Genau wie im echten Leben. Roman und Realität sind in meinem Kopf fast verschmolzen. Ich glaube, diese Unmittelbarkeit merkt man dem Text auch an.



Von der Großstädterin zur Dorfbewohnerin: Denken Sie, es entspricht grundsätzlich der Lebensart und Denkweise junger Menschen, sich vom Stadtleben aufs Land zurückzuziehen?


Ich glaube, das kann man nicht verallgemeiner. Was es gibt, sind Fluchtgefühle. Auch meine Hauptfigur Dora möchte am liebsten nicht nur die Stadt verlassen, sondern am liebsten gleich den Planeten, um im Weltall Ruhe zu finden. Dieses Überforderungsgefühl und der Wunsch nach Abstand, Draufsicht und Ruhe ist sehr typisch für unsere Zeit. Das Verlassen der Stadt ist eine Möglichkeit, um diesem Impuls nachzugeben.



Sie leben selbst seit einigen Jahren in einer Dorfgemeinschaft. Wieviel von Ihren eigenen Erfahrungen steckt in Ihrem neuen Roman?


Meine Bücher verarbeiten immer Dinge, die ich von innen heraus kenne. Sie setzen sich unmittelbar mit der wirklichen Welt, wie ich sie erlebe, auseinander. Man darf das nicht mit Autobiographie verwechseln. Ich habe keinen Nachbar, der Neonazi ist. Aber die Themen des Romans und die Gefühle und Gedanken der Figuren sind ein Spiegel der echten Welt.



Ihre Romane landen seit Jahren stets weit oben auf den Bestseller-Listen und sind auch bei unseren Kund:innen sehr beliebt. Würden Sie uns etwas darüber erzählen, wie Sie arbeiten? Haben Sie (Schreib-)Rituale und wo finden Sie Inspiration für Ihre Bücher?


Die Inspiration muss ich glücklicherweise nicht suchen, die kommt einfach zu mir, im Auto, unter Dusche oder während ich mit den Kindern auf dem Spielplatz bin. Schreiben kann ich jeden Tag nicht sehr viel, nur zwei bis drei Stunden, danach ist der innere Akku leer. Das mache ich am Vormittag, meistens direkt nach dem Aufstehen, und sitze dabei am Küchentisch, weil ich nebenher Kinder, Katze und Hund versorgen muss. Wichtig ist für mich, nicht zu viel zu planen, sondern es erst mal einfach laufen zu lassen und darauf zu vertrauen, dass sich die Geschichte gewissermaßen von selbst erzählt. Zwei Regeln habe ich, die vielleicht eher persönliche Marotten sind: Lies niemals das, was du am Vortag geschrieben hast, bevor du anfängst! Und sprich niemals mit jemandem über den Text, an dem du gerade schreibst.



Sie lesen selbst sehr gerne und viel – verraten Sie uns, welches Buch Ihr letztes (literarisches) Highlight war?


Einer der spannendsten Romane der letzten Zeit war für mich „Das ferne Feuer“ von Amy Waldman. Es erzählt die Geschichte einer jungen US-Amerikanerin, die sich im Krieg in Afghanistan engagiert und Schaden anrichtet, obwohl sie Gutes tun möchte. Das Buch handelt von einem Thema, das mich auch immer wieder beschäftigt: Was unterscheidet gut und böse? Geht es um die Motivation oder das Ergebnis unseres Handelns? Die Geschichte ist sehr bewegend und außerdem spannend wie ein Krimi.


Wer sollte Ihren neuen Roman „Über Menschen“ unbedingt lesen?


Jeder, der gerne Geschichten liest, die im Hier und Heute spielen und das aktuelle Leben mit all seiner Komik und Tragik erzählen, ist bei „Über Menschen“ gut aufgehoben!

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