Nicht Foto und Aufnahmetechniken stehen in diesem Buch im Vordergrund, sondern die Vermittlung von Wissen, welches den Unterschied zwischen einer gewöhnlichen Aufnahme und einem fotografischen Meisterwerk ausmachen kann. Dafür hat der Autor ein eigenes Konzept entwickelt, das Konzept des fotografischen Dreiklangs, welches sich aus Licht, Komposition und Zeit zusammensetzt. Um dem Leser ein besseres Verständnis dafür schneller und einfacher näher zu bringen, hat Koschinowski über 100 sogenannte Piktogramme entwickelt. Eine Übersicht zu diesen Piktogrammen, wurde dem Buch mit einem separaten Einleger zugefügt, was nicht nur hilfreich ist, sondern auch extrem ansprechend und professionell wirkt.
Man spürt von Beginn an, dass der Autor das eindeutig erklärte Ziel hat, die Fotos des interessierten Lesers auf ein neues Niveau zu heben. Dafür vermittelt er notwendiges Wissen, betont aber immer, dass dies ausschließlich die Grundlage dafür ist, um klare Entscheidungen herbeiführen zu können, welches Stilmittel letztlich erforderlich ist und welches bewusst nicht angewendet werden soll.
Ich habe die Interviews mit den sieben renommierten Landschaftsfotografen Marc Adamus, Alexandre Deschaumes, Joe Cornish, Michael Kenna, Theo Bosboom, Andris Apse und Valda Bailey geliebt. Diese tragen zusätzlich dazu bei, dass der Fundus großartiger Informationen innerhalb dieses Buchs auf eine noch höhere Stufe gehoben wird.
Da ich selbst ambitionierter Landschafts-Fotograf bin (mirkovecernik.com), bin ich durchaus kritisch an das Buch herangegangen. Denn Fotobücher gibt es nun wirklich zur Genüge. Und das ist nicht der einzige Grund, warum es ziemlich herausfordernd ist, heute noch ein innovatives und inspirierendes Werk auf den Markt zu bringen. Was es noch viel schwerer macht, ist die Tatsache, dass es in der Fotografie wie in der Kunst im Allgemeinen zum einen keinen klaren Leitfaden gibt und zum anderen die Vielfalt der Möglichkeiten nahezu unbegrenzt ist. Der Autor hat die Herausforderung mit viel Leidenschaft angenommen und aus meiner Sicht damit eine der besten Anleitungen in Sachen Fotografie geschrieben, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind. Er fokussiert sich dabei auf das originäre Foto, also die Erstellung einer RAW-Datei. Weitere Bearbeitungsschritte wie die digitale Bildbearbeitung werden nur grob angerissen. Und das ist gut so, da dies ein ganz eigenes Genre ist, mit dem man sich separat auseinandersetzen sollte. In diesem Buch werden die Informationen nicht verwässert, sondern bleiben bei ihrem ureigenen Thema, nämlich die Voraussetzungen zu schaffen ein großes Bild zu kreieren.
Anfänger, ambitionierter sowie fortgeschrittener Landschaftsfotograf werden mit diesem Buch gleichermaßen angesprochen. Sie alle können hier lernen und ihre Arbeiten auf ein neues Niveau heben. Ist der Leser gewillt tiefer in die Sphären der Landschaftsfotografie einzudringen und hier auch die erforderliche Zeit zu investieren, bekommt er mit diesem Buch ein Füllhorn an professionellem Wissen angeboten, das sonst nur über viele Jahre aufgebaut werden kann. Somit lässt sich die Lernkurve massiv steigern und der Weg zum professionellen Bild deutlich abkürzen.
Noch ein paar Worte zu den Bildern im Buch: Diese sind nämlich fantastisch gewählt. Es handelt sich ausnahmslos um großartige Arbeiten vom Autor selbst und den oben genannten Fotografen, die beiderseits Landschaften aus aller Welt zeigen.
Fazit: Ich bin völlig begeistert von diesem Werk. Koschinowski hat ein umfassendes Buch geschrieben, das den Leser reich beschenkt. Immer mit dem Blick auf das ureigene Bild ist dies ein Sammelwerk von Informationen geworden, die sonst nur mühsam und über lange Zeit gesammelt werden können. Hier findet man sie gebündelt. Und anhand der großartigen Bilder findet man direkt Beispiele, wie das Wissen umgesetzt werden kann. Das ist mit Leidenschaft geschrieben worden und für den gewillten Leser pure Inspiration!