Hannes Vyorals Gedichte, die im Lauf einiger Jahrzehnte 19 Bücher gefüllt haben, tun vieles nicht: Sie machen kein Geheimnis aus sich, sie prangern nichts an und proklamieren nichts, sie führen keine Wortartistik und keine intellektuellen Zaubertricks auf. Überhaupt führen sie sich nicht auf und gieren nicht nach Außergewöhnlichkeit, sondern zeigen sich vielmehr auf eine unaufgeregte Weise an genauer Beobachtung und achtsamer Zeitgenossenschaft interessiert. Als hätte er stets im rechten Moment eine Kompaktkamera zur Hand, lichtet Vyoral Gegebenheiten und Begebenheiten des täglichen Lebens ab, macht prägnante Momentaufnahmen kleiner Vorkommnisse, die sonst unbeachtet blieben, und liefert Schnappschüsse seiner eigenen Beobachtungen und Gedanken. Ein Zitat Martin Walsers liegt nahe: »Nichts ist so gering, daß es nicht gesagt werden kann. Aber so gesagt, ist es nicht mehr gering.« Vieles mag in diesen Gedichten also quasi wie immer sein, nicht nur das titelgebende Frühstück; aber immer ist es auf eine leise Art spannend, erlebenswert, bunt, pulsierend und letztlich einmalig wie das Leben selbst. Vyorals lyrische Kamera fokussiert genau und belichtet so ausgewogen, dass die hellen und die dunkleren Bildpartien gleichermaßen fein durchgezeichnet wiedergegeben werden. Das Ergebnis ist ein vielfältiger Bilderbogen, den lesend zu betrachten Anlass genug ist, auch dem eigenen Alltag wieder aufmerksamer, mit liebevollem Blick und Wertschätzung für die kleinen Wunder des Alltäglichen zu begegnen.
