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Produktbeschreibung

Nach dem Bestseller Das Verschwinden der Erde der neue Roman von Julia Phillips - über zwei Schwestern, deren Welt aus den Fugen gerät

Auf einer Insel im Nordwesten der USA lebt Sam mit ihrer Schwester Elena und der schwerkranken Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Sam arbeitet auf der Fähre, die die wohlhabenden Urlauber zu ihren Feriendomizilen bringt, während Elena im Golfclub kellnert. Sie beide träumen von einem besseren Leben, davon, woanders neu anzufangen.
Dann, eines Nachts, erblickt Sam einen Bären, der durch die dunklen Gewässer vor der Küste schwimmt. Noch kann sie nicht ahnen, dass das wilde Tier die Welt der beiden Schwestern aus den Angeln heben und ihren lang gehegten Traum in Gefahr bringen wird.
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Details

Weitere ISBN/GTIN9783446281882
ProduktartE-Book
EinbandE-Book
FormatEPUB
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
ErscheinungsortMünchen
ErscheinungslandDeutschland
Erscheinungsdatum22.07.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse2748205 Bytes
Artikel-Nr.14465852
KatalogVC
Datenquelle-Nr.5589078
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Bewertungen

Kundenbewertungen

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Von Realität und Fiktion und davon, dass man manchmal gar nicht wissen will, mit was davon man es eigentlich gerade zu tun hat.
In seiner Kurzgeschichtensammlung erzählt Sasa Stanisic von so ziemlich allem, vom allwöchentlichen Doppelkopf und dem Flirten auf dem Friedhof bis hin zum Stehenbleiben der Zeit und einem Anproberaum für die Zukunft. Er setzt sich selbst keine Grenzen und tut es damit seinen - im Übrigen absolut liebenswerten - Figuren gleich, die im Laufe des Buches eine eigene Dynamik entwickeln, sich an keine Regeln oder Grenzen halten und sich schonmal gar nicht vorschreiben lassen, wann ihre Geschichte endet. Sie nehmen sich einfach eine weitere und danach noch eine weitere Kurzgeschichte, treten irgendwann später nochmal auf, nur um kurz Hallo zu sagen oder aber erneut eine Hauptrolle einzunehmen und finden sich dann plötzlich in der letzten Kurzgeschichte mit allen anderen Figuren zusammen, scheinbar nur, um sich von uns zu verabschieden und das obwohl wir doch noch gar nicht bereit sind, dieses fantastische Buch aus der Hand zu legen.
Es ist kurzweilig und spannend. Mir hat es gut gefallen!
Im Schlammbecken der misogynen Gesellschaft hilft auch keine schönste Version

Mit Die schönste Version , erschienen 2024 bei Rowohlt Hundert Augen, ist Ruth-Maria Thomas ein polarisierender Roman gelungen, der auf jeden Fall Emotionen weckt. Die Bandbreite in meinem Bekanntenkreis geht dabei von Ekel und Abwehr hin zu purer Begeisterung - Spoiler: Ich reihe mich bei Begeisterung ein.

Was hat es auf sich mit der schönsten Version? Die Protagonistin Jella hat eine Beziehung mit Yannick, die von Anfang an unter dem Deckmantel romantischer Verheißung sehr problematisch ist - und immer mehr eskaliert, bis sich ein nicht mehr schönzuredener Übergriff ereignet. So weit, so bekannt - das Besondere an diesem Buch ist, wie genau und schonungslos ehrlich Ruth-Maria Thomas den Weg dahin zeichnet - und damit ins Herz unserer misogynen Gesellschaft blickt, in der weiblich gelesenen Menschen noch immer vermittelt wird, dass sie auf keinen Fall genug sind, so wie sie sind und dass sie immer Aufwand betreiben müssen, um zu gefallen, immer arbeiten müssen, immer besser werden müssen, auf keinen Fall einfach nur so sein können, wie sie sind, immer herausfinden müssen, was ihr Gegenüber sich gerade von ihnen wünscht und das dann anbieten müssen: Die schönste Version ihrer Selbst.

Das Härteste an dem Buch ist dabei diese Normalität, die unter allem liegt - und dass mich einfach gar nichts überrascht. Ich kenne das alles, es ist das, was immernoch große Teile der Mann-Frau-Beziehungen ausmacht. Auch die Eskalation habe ich vergleichbar erlebt.
Und diese ganze Täter-Rhetorik, mit der wir weiblich gelesenen Menschen aufwachsen, die wir von Anfang an inhalieren und zu unserer Wahrheit machen - und oft ein ganzes Leben brauchen, um uns davon zu befreien. Wie kann es sein, dass wir unseren Wert anhand von Männern definieren, warum sind wir dazu da, dass es ihnen gut geht? Das Patriarchat haut so dermaßen durch in diesem Werk. Erschreckend, dass die Protagonistin zu keinem Zeitpunkt wirkliche Lust erlebt oder Selbstbestimmung. Selbst als sie sich daran versucht, opfert sie sich nur und dreht das System nur scheinbar um, schadet sich dadurch aber nur noch mehr. Viele Teile davon kenne ich auch, kennt jede Frau. Hier auf die Spitze getrieben in einer endlosen Reihung. Wie sogar eine klare Vergewaltigung noch mit Täter-Rhetorik bagatellisiert wird durch sie selbst, es ist einfach erschütternd. Ruth-Maria Thomas beschreibt das so gut, schreibt so dicht und so nüchtern, daraus entsteht eine karge Härte, die mich total berührt.

Ich weiß nicht, ob auch von anderen Menschen verfolgt wird, wie sehr aktuell Gewalt gegen Frauen wieder zunimmt. Nicht, dass sie je wenig gewesen wäre. Wenn mensch sich durch dieses Buch gekämpft hat, dann ist klar, warum es so wichtig ist, Femizide genau so zu bezeichnen und nicht als Beziehungstat oder Eifersuchtsmord. Die Zahl der Femizide und der täglichen Gewalttaten an Frauen ist auch in Deutschland viel zu hoch (jede Zahl mehr als 0 wäre das), die Euphemismen, die täglich gebraucht werden, unendlich, die psychische Gewalt und Diskriminierung, die wir erfahren, einfach unerträglich. Wir leben in einer strukturell misogynen Gesellschaft. Das muss endlich aufhören. Ruth-Maria Thomas schreibt dieses Elend einfach perfekt zusammen. Und auch wenn sie mich gegen Ende einmal kurz verloren hat, weil ich eine Volte, die sie schlägt, wirklich nicht mehr glaubhaft und begründbar fand:

Vor uns liegt ein bewegendes, aufrüttelndes Buch, dem ich viele Leser:innen wünsche, vor allem aber viele Leser. Es ist Zeit, aufzustehen gegen die Misogynie, gegen das, was wir von klein auf lernen: Dass wir gefallen sollen - und dass es unsere Schuld ist, wenn das nicht klappt. Und, das ist das Schlimmste: Dass wir dann nichts wert sind. Beenden wir das. Nicht die schönste Version sein. Wir sind genug. Wir müssen niemandem gefallen. Außer uns selbst.

Warum es Feminismus braucht? Lest dieses Buch.
Wunderschön und bewegend
In ihrem Roman "Der Bademeister ohne Himmel" erzählt die österreichische Autorin Petra Pellini die Geschichte der 15-jährigen Linda, die nicht glücklich ist und daran denkt, vor ein Auto zu laufen. Es gibt nur zwei Menschen, die sie davon abhalten: ihr Freund Kevin, den sie seit 6 Jahren kennt und der zunehmend an der Menschheit verzweifelt, und der 86-jährige Hubert, der im gleichen Haus wohnt wie sie. Hubert war 42 Jahre lang Bademeister im Strandbad, nun ist er demenzkrank. Seine Frau Rosalie ist vor 7 Jahren verstorben. Er wird von der Polin Ewa betreut, einer 24-Stunden-Pflegekraft. An drei Nachmittagen pro Woche kümmert sich Linda um den alten Herrn, damit Ewa etwas Zeit für sich hat.

Wir erleben Linda, Hubert und Ewa über einen relativ kurzen Zeitraum, während dessen Hubert immer mehr in seiner eigenen Welt versinkt. Linda weiß intuitiv, wie sie mit ihm umzugehen hat, ohne ihn noch mehr zu verwirren. Sie geht beruhigend und verständnisvoll auf ihn ein, versucht, seine Erinnerungen, die ihm zunehmend entgleiten, wieder einzufangen. Wenn er fragt, wo seine Frau ist, sagt sie ihm nicht, dass Rosalie bereits seit langem tot ist, sondern erklärt ihre Abwesenheit mit einem Einkauf. Linda fühlt sich sehr wohl bei Hubert und der herzlichen und zupackenden Ewa, viel wohler als bei ihrer Mutter, von der sie sich wegen der Schule ständig gestresst fühlt und die nach der Scheidung von Lindas Vater mal wieder einen neuen Freund hat.  

Das Buch ist in schöner Sprache aus Sicht der jugendlichen Ich-Erzählerin Linda geschrieben. Es liest sich flüssig, die Figuren sind sehr liebevoll und vollkommen authentisch beschrieben. Die Autorin, die selbst lange in der Pflege demenzkranker Menschen tätig war, schildert Huberts Krankheitsverlauf mit viel Empathie und einer großen Portion Humor, dabei vollkommen realistisch, ohne Übertreibungen und ohne Rührseligkeiten.

Ich habe die Geschichte sehr gern gelesen, sie hat mich begeistert, zutiefst berührt und sehr nachdenklich gemacht. Es geht in dem Buch zwar in erster Linie um das wichtige Thema Demenz und den Umgang damit, es wird aber auch sehr anschaulich verdeutlicht, in welcher Situation sich die ausländischen Pflegekräfte befinden, die fern der Heimat nahezu rund um die Uhr tätig sind und welchen Problemen und Belastungen sie ausgesetzt sind. Auch die Überforderung der Angehörigen ist sehr eindrücklich am Beispiel von Huberts Tochter beschrieben. 

Absolute Leseempfehlung für dieses wunderbare Buch, das bereits jetzt zu meinen diesjährigen Lesehighlights gehört und mich noch lange beschäftigen wird!
Realistisch

"Blue Sisters" von Coco Mellors ist ein Buch, das besonders durch die realistische Beziehung der Schwestern Avery, Bonnie, Lucky und Nicky besticht. Es ist ein Buch, das nicht immer einfach zu lesen ist, weil es so viel Wahrheit beinhaltet, dennoch etwas hat, das süchtig macht.

Angefangen beim Schreibstil, der die Emotionen und Gefühle unfassbar gut widerspiegelt und tiefe Einblicke zu lässt. So ist es ein leichtes, in die doch manchmal komplizierteren Charaktere hineinzuschauen, und sie zu verstehen. Aber auch die Übersetzung von Lisa Kögeböhn ist einfach gut. Man merkt beim lesen definitiv nicht, dass es sich um eine Übersetzung handelt. Man fliegt durch die Seiten und nimmt alles mit was man bekommen kann.

So haben mir besonders Bonnies Kapitel gefallen, eben weil sie vor Energie gesprüht haben und mann von ihr immer immer mehr gelernt hat. Die starke Bonnie offenbart sich im Buch immer weiter. Auch ihre Beziehung zu gewissen Nebenprotagonisten haben mir gefallen. Die Differenzen und andere Probleme wurden eindrücklich zur schau gestellt. Dazu die Dialoge, die die ganze Geschichte noch lebendiger machen, eben weil sie so authentisch und oft super nah an der Realität sind. Aber auch Avery und Lucky haben mich mit ihren Geschichten fesseln können, obwohl ich mit Lucky zu beginn so meine Schwierigkeiten hatte. Das macht die Geschichte aus. Die Unterschiede. Die Streitereien. Einfach alles.

Schlussendlich bleibt mir nur zu sagen, dass dieses Buch definitiv eine Empfehlung ist. Eine Empfehlung für alle, die die unterschiedlichen Dynamiken von Schwestern untereinander kennenlernen möchten. Oder für die, die sich nach einem realistischen Buch sehnen. Und ja: "Eine Schwester ist keine Freundin."

Ich habe lange kein Buch mehr so geliebt wie dieses.
Mein Lieblingsroman von Benedict Wells. In "Fast genial" begleiten wir Francis, der in einem Trailerpark in quasi prekären Verhältnissen aufwächst, bei der Suche nach seinem abwesenden Vater. Dieser soll ein genialer Wissenschaftler sein. Kann es also sein, dass Francis gar nicht in den Trailerpark gehört, sondern eigentlich qua Genetik zu höherem berufen ist? Francis und seine zwei besten Freunde wollen es herausfinden und machen einen Roadtrip. In diesem tollen Roman, der gleichzeitig Roadmovie, Dreiecksbeziehung und Coming-of-Age Geschichte ist werden existentielle Fragen nach dem Schicksal und den Chancen im Leben verhandelt. ?Fast Genial? ist dabei atemlos und nachdenklich zugleich.
Zeitloses Highlight
Das Wesen des Lebens wurde in Finnland zu einem großen Überraschungserfolg und wird derzeit in über 20 Sprachen übersetzt, unter anderem ins Deutsche! Und das ist ein großes Glück, denn auch mir gefiel der erste Roman der Wissenschaftlerin und Schriftstellerin wirklich ausgesprochen gut!

Es ist einer dieser seltenen Romane, die bei mir dieses gänsehauterzeugende Gefühl von grandioser Universalität verursachen, die losgelöst vom Zeitgeist ist. Die mir eine kleine Ahnung vom großen Ganzen schenken.

Das liegt auch daran, dass die Handlung des Romans mehrere Jahrhunderte umspannt und auf verschiedenen Kontinenten spielt, beginnend 1741 mit der
Großen Nordischen Expedition im Nordmeer, an der der deutsche Arzt und Naturwissenschaftler Georg Wilhelm Steller teilnimmt. Dort entdeckt und beschreibt er die nach ihm benannte und später ausgestorbene, riesige Seekuh zum ersten Mal.
Dieser erste Teil liest sich wie eine Abenteuergeschichte und trifft so zu 100% meinen Lesegeschmack.
Das Schicksal und die Geschichte der Stellerschen Seekuh, beziehungsweise ihres Vermächtnis, zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman und durch die Jahrzehnte.

Turpeinen zeigt nicht nur anhand des Verschwinden der friedlichen Seekuh, wie der Mensch in seiner Gier zerstörerisch in die Natur eingreift, sondern auch am Beispiel vieler anderer Tierarten. Es fällt mir besonders auf, dass Turpeinen nicht den Weg einer betroffenen und plakativen Anklage geht, sondern vielmehr die enge Verbindung und das komplexe Wechselspiel von Mensch und Natur im Wandel der Zeit herausarbeitet.
Selbst unbedeutend erscheinende Freizeitbeschäftigungen wie beispielsweise das lange als beliebtes Hobby betrachtete Sammeln von seltenen und bunten Vogeleier können ganze Bestände dezimieren oder ausrotten. Noch wesentlich größere Auswirkungen auf das sensible Gleichgewicht unserer Erde haben Kolonialismus, Bevölkerungswachstum und technische Entwicklungen.

Turpeinen beschreibt aber auch wie sich die theoretischen Ansätze und praktischen Techniken in der Dokumentation und Vermittlung von naturwissenschaftlichen Informationen geändert haben und sich immer weiterentwickeln.

Ich mag die von Turpeinen entworfenen Figuren, die auf echten historischen Persönlichkeiten und Recherchen beruhen, unheimlich gerne. Sie fügt den bekannten Daten einen fiktiven Charakter hinzu, der von einem hoffnungsvollen und philanthropischen Menschenbild zeugt, trotz des unleugbaren und unveränderlichen Zerstörungswillen der Menschen im allgemeinen. Das tut mir gut und hilft gegen meinen Zynismus.

Ich würde wirklich sagen Das Wesen des Lebens war ein echtes zeitloses Highlight für mich, das in mir den Wunsch geweckt hat, bald wieder eines der größeren naturhistorischen Museen in meinem weiteren Umfeld zu besuchen.
Mit dem Feind im Bett(, Kopf und Herz)

Schon das Cover gab Grund zur Freude: Auch in der Übersetzung wurde das Original-Cover verwendet. Mir haben diese schon bei den bisherigen Büchern etwas besser gefallen, aber das ist vermutlich Geschmackssache (wie so vieles).

Ich kam recht gut in die Geschichte rein. Ali Hazelwood hat für mich ein unglaubliches Talent, eine ganz bestimmte Dynamik zwischen den Figuren zu entwickeln. Durch den Perspektivwechsel konnte ich viele, von beiden Seiten etwas unbeholfenere Situationen gut nachvollziehen und ihnen vielleicht sogar den ein oder anderen Fehltritt nachsehen.

Tatsächlich hat die Autorin hier in Sachen Spice noch mal eine Schippe drauf gelegt. Nein, eigentlich sind es eher 2 bis 3 Schippen. Mir hat es recht gut gefallen, das waren für mich einfach Rue und Eli. Das war einfach die gegenseitige Anziehung, einfach ihr "Ding". Genauso wie die Geschichten aus ihrer Vergangenheit, die sie sich immer wieder erzählten. Ich empfand auch diese Momente danach, die Akzeptanz füreinander sehr schön. Es war ungewöhnlich und auch in einer Weise berührend.

Die Handlung und deren Verlauf hat mir ebenfalls gut gefallen. Ab einem gewissen Punkt habe ich zwar geahnt, wie es verlaufen würde, aber der Weg dahin hat mir gut gefallen. Das Ganze wurde durch die guten Nebencharaktere noch weiter belebt.

Der Schreibstil war wieder super angenehm zu lesen. Ich konnte wieder förmlich durch die Seiten fliegen. Auch, wenn es nichts mein Lieblingbuch der Autorin ist, hat es mir wieder sehr gut gefallen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Erzählungen, in denen meist nur EINE Frauen-Rolle im Patriachat beleuchtet wird, wird bei Die Wut, die bleibt die Rolle der Tochter, der Frau und der Mutter für sich alleine - wie auch im Umgang miteinander - heraus gearbeitet. Und das so meisterhaft, dass ich als Leserin, die alle drei Rollen kennt, keinerlei Distanz-Möglichkeiten hatte, sondern jeder Schlag getroffen hat. Und die meisten taten weh. Denn Mareike Fallwinkel versteht es, jedes Gefühl so außerordentlich bildlich zu beschreiben, dass es mir unmöglich gemacht hat, mich dem Sog der Geschichte zu entziehen, selbst wenn ich die ein oder andere Handlungsweise der Protagonistinnen als überzogen empfand. Aber vielleicht sollten wir Frauen unser Denken und Handeln viel öfter überziehen , damit die Wut, die sicher in vielen von uns brodelt, zum Vorschein kommt und zur Veränderung beiträgt.
Louisa ist der Star im Tennis, bis sie sich verletzt. Um sich komplett auf ihr Comeback konzentrieren zu können, fliegt sie nach Hawaii, dort hat ihre Patentante eine Tennisschule.
Allerdings ist Louisa zu ehrgeizig und übernimmt sich gleich bei ihrem ersten Lauftraining am Strand. Vince, ein Surfer, hat sie mir zu sich nach Hause genommen. Und wie soll es sein, die beide fühlen sich sehr zueinander hingezogen, möchten es aber nicht wahrhaben.


Endlich mal wieder eine Story, die mich vonder ersten Seite an total unterhalten konnte. Ich mochte die Charaktere, Louisa und Vince sind so süß zusammen und das Setting lässt ja wohl keinen kalt. Die Autorin gehört eh zu meinen Lieblingen, sie hat mich bisher noch nie enttäuscht und so konnte ich auch diese Geschichte sehe genießen. Wunderbarer Schreibstil, berührend und so unterhaltsam, auch humorvoll und es liest sich quasi von alleine. Absolute Leseempfehlung. Für mich ein Highlight des Jahres. Ich habe es so geliebt.
»Fragst du dich auch manchmal, ob das alles ist?«

Salach, ein kleines Dorf im Süden Deutschlands, im Jahre 1971. Nach ihrer Lehre zur Schneiderin kehrt die junge Roberta zurück, nach Hause, in ihr Dorf. Sie freut sich. Schließlich verlief die Ausbildung anders als erwartet und nun kann sie ihre Familie wieder tatkräftig bei der Bewirtschaftung der Felder und Versorgung der Tiere unterstützen. Das Dorf, das ist ihr Leben.
Schon am ersten Tag zurück in der Heimat trifft sie auf ihren Jugendfreund und Pfarrerssohn Wilhelm, dessen Leben so ganz anders verläuft, immerhin möchte er bald studieren. Dennoch erwischt es die beiden und da sie seit jeher Sympathien füreinander hegen, verlieben sie sich kopfüber ineinander.
Im Gegensatz zu Roberta fühlt sich Wilhelms Mutter Gertrud im Dorf gefangen und träumt davon diesem entfliehen zu können. Spätestens als sie mit ihrem Bruder Georg eine achtwöchige Reise macht, steht ihr Entschluss fest: Sie muss hier weg!
Doch beiden Schicksalen soll kein Glück beschert werden...

Lange hat es auch diesmal nicht gedauert, bis ich in einer weiteren Geschichte des Arenz schen Kosmos gefangen war. Dabei spielt Arenz die Unterschiede von Dorf und Stadt, der Idylle und dem Weltleben, gekonnt als gegensätzliche Laster und Sehnsüchte aus.
Darüberhinaus sensibilisiert der Roman - einem Stillleben gleich - die Lesenden für die leisen und sanften Töne des Lebens, welche eine alte, längst vergangene Welt heraufbeschwören und ihr wieder Leben einhauchen.
Doch die idyllische Geschichte zum Wohlfühlen ist nach etwa zwei Drittel des Romans abrupt vorbei und eine ganz andere Atmosphäre ist nun bestimmend. Ich bin ehrlich: Schon lange hat mich kein Buch mehr so berührt, emotional mitgenommen und traurig gemacht.
Während des Lesens lenken Arenz einfühlsame und stets wohlgeformte Sätze auf zauberhafte Weise unsere Gefühle in jegliche Richtungen.

Dieser Roman ist ganz großes Kino. Eine Geschichte der Befreiung, von Zusammenhalt und Liebe, Sehnsucht und Trauer, der Wiederentdeckung des Vergangenem und dem Aufbruch ins Neue.
Sehr französisch; Die Autorin entpuppt sich als eine sehr gute Beobachterin und Analystin. Das Buch beschreibt ihr Leben in Frankreich beginnend mit der Kriegszeit (sie ist 1940 geboren). Jedes Jahrzehnt, jedes Ereignis ? privat wie öffentlich ? wird kommentiert und das Zeitgefühl soziologisch analysiert. Obwohl ich viel über Frankreich weiß, gab es viele Dinge (politische, literarische, etc. oder einfach nur Konsumprodukte) die mir neu waren und deshalb nicht immer einfach zu verstehen. Das eigentlich bemerkenswerte an diesem Buch ist der Schreibstil. Es gibt keine Kapitel oder irgendwelche Einteilungen oder ein übergeordnete Struktur. Anhand von Fotos und Erinnerungen werden die Jahrzehnte mehr oder weniger chronologisch erzählt und die einzelnen Themen ziehen sich über Seiten oder auch nur über ein bis zwei Sätze. Zu Beginn ist das sehr gewöhnungsbedürftig, aber ich konnte mich schnell daran gewöhnen.
Mit Stefanie Sargnagel ist es überall schön. Sogar mitten in Iowa, wo (sowieso schon, ohne Auto jedoch erst recht) jeglicher Hund begraben ist, Dosenbohnen nach Cola schmecken und auf Tinder vornehmlich in Camouflage und mit erlegtem Tier posiert wird. Hier gibt sie Unterrichtsstunden in Humor und Deutsch; die Uni in Grinnell scheint eine kleine weltoffene Enklave in kulturell eher kargem Gebiet zu sein. Umso größer ist die Freude, Frau Sargnagel auf ihrem Trip dorthin zu begleiten, denn ihr neugieriger Blick auf Menschen, Gepflogenheiten und sich selbst ist gewohnt lakonisch und lustig, gelegentlich derbe, immer pointiert. Die sarkastisch-informativen Fußnoten von Stefanies Mitreisender und-bewohnerin Christiane Rösinger ( a famous german singer-songwriter, begeistert auch Student*innen im mittleren Westen) runden den Text aufs vortrefflichste ab.
Ach, wäre ich doch dabei gewesen bei ihren Ausflügen zum Supermarkt, zur haunted barn oder in die kuriosen Kaufläden der Amana Colonies...
Aber zum Glück gibt es ja dieses Buch!
Einfach nur gut.
Spurensuchen kann jeder, aufs Finden kommt es an!

Gestaltung:
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Passend für einen Fantasy-Krimi ist das Titelbild gestaltet. Man sieht nur die Schattenrisse und die Baumwurzel mit der Axt. Alles ist in roten und schwarzen Farben gehalten. Man fühlt sich wie ein heimlicher Beobachter und wird neugierig. Dass etwas Schlimmes passiert ist, deuten die Blutstropfen an, die von der Baumwurzel hinunter tropfen. Wie es sich für einen Fantasy-Roman gehört, findet man am Anfang eine Karte des fiktiven Landes, und es befinden sich im Buch verteilt mehrere Schwarz-Weiß-Illustrationen, die die beschriebenen Szenen veranschaulichen. Mit dem roten Lesebändchen ist dieses Hardcover sehr wertig und optisch gelungen.

Inhalt:
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Elos von Bergen ist kein SpurenSUCHER, nein: er ist SpurenFINDER, denn: "Spuren SUCHEN kann ja jeder". Er hat bisher jeden Fall gelöst, bis auf einen. Nachdem ihm und seinen beiden zwölf Jahre alten Kindern Ada und Naru aufgrund seines Erfolges nach dem Leben getrachtet wurde, hat er beschlossen, in das verschlafene Dorf Friedhofen zu ziehen. Hier ist der Name Programm: Es passiert absolut nichts und den Kindern ist langweilig. Doch dann geschieht ein Mord und die beiden Geschwister fühlen sich berufen, ihrem Vater beim Lösen des Falles zu helfen. Ab da erleben die drei mehr Abenteuer, als ihnen lieb ist und geraten immer wieder in Gefahr.

Mein Eindruck:
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Ich hatte von Marc-Uwe Kling schon viel gehört, tatsächlich aber noch kein Buch von ihm gelesen. Die Mischung Fantasy-Krimi-Komödie sowie die Beschreibung hatten mich magisch angezogen.
Die Handlung hat mich dann sehr schnell begeistert. Die Protagonisten, vor allem Ada und Naru, sind mir wegen ihrer humorvollen und mutigen Art ans Herz gewachsen. Der Fall ist von Anfang bis Ende spannend und dem Autorentrio gelingt es, einen glaubhaften und geistreichen Mix aus Fantasy- und Kriminalgeschichte zu schaffen. Da die beiden Töchter Luise und Johanna Kling im gleichen Alter von Ada und Naru sind, vermute ich, dass einige ihrer eigenen Eigenschaften bzw. Wunscheigenschaften in das Geschwisterpaar eingeflossen sind. Ada und Naru sind ebenfalls Zwillinge und ihre Versuche, ihrem Vater in Sachen Spuren finden nachzueifern, bringen sie häufig in Situationen, in denen ich mitgefiebert habe, aber oft gab es auch sehr amüsante Szenen, bei denen ich mir das Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
Die Welt des Elos von Bergen wimmelt von Gestaltwandlern, Zwergen, Elfen und vielen anderen Fantasiewesen, und der Autor streut zwischendurch ironische Seitenhiebe auf verschiedene Literaturgenres ein, die mich sehr amüsiert haben. Ich habe mitgefiebert, gelacht und mitgerätselt, bis die unerwartete, aber schlüssige Auflösung kam. Und als ich am Ende nicht mehr damit gerechnet hatte, kam ein ganz überraschender Twist, der sehr auf eine Fortsetzung hoffen lässt. Ich wäre dann gerne wieder dabei, denn Marc-Uwe Kling und seine Töchter haben hier ein gelungenes Debüt hingelegt!

Fazit:
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Spannender Fantasy-Krimi mit Humor von Herrn Kling und seinen Töchtern, der auf eine Fortsetzung hoffen lässt - gelungenes Debüt!
"Wildfire" ist definitiv eines meiner persönlichen Highlights.
Nachdem wir in "Icebreaker" mit den Protagonisten über das Eis geflogen sind und ihre rasante Liebesgeschichte verfolgen konnten, dürfen wir nun mit dem schüchternen Russ und der extrovertierten Rory ins Sommercamp fahren. Dort verbringen die beiden ihren Sommer als Betreuer, um sich von Maple Hills und ihren persönlichen Dämonen zu erholen. Blöd nur, dass die beiden kurz zuvor eine Nacht miteinander verbracht haben, die nicht gerade positiv endete. ..

Wildfire ist voller Humor und Emotionen, aber auch voller Ängste, da die Protagonisten versuchen, sich an die Regel "keine Romanzen mit Mitarbeitern" zu halten und sich gegenseitig bei der Bewältigung ihrer Vaterprobleme zu unterstützen. Der Umgang von Rory und Russ miteinander ist einfach süß, und die Nebenfiguren im Camp sowie die, die wir bereits aus Maple Hills kennen, sorgen für einen enormen Wohlfühlfaktor. Auch wenn Wildfire nicht die erwartete Sportromanze ist, lohnt sich die Geschichte auf jeden Fall, denn sie kommt ohne Drama im dritten Akt aus und enthält nur wenige Missverständnisse.
Alles in allem ist "Wildfire" eine zuckersüße, humorvolle Liebesgeschichte, perfekt für den Sommer oder entspannt im Herbst.
Athena Lius Geist

Gestaltung:
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Das Cover mit den schmalen Augen vor gelbem Hintergrund passt gut zum Titel. Besonders clever ist die Gestaltung hinter dem Schutzumschlag: Man sieht dort "Die letzte Front" (Romantitel der Protagonistin) mit durchgestrichenem Namen der ursprünglichen Autorin. Als Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen ist dies ein wertiges Buch, bei dessen Gestaltung sich der Verlag ein paar Spitzfindigkeiten erlaubt hat. Sehr gelungen!

Inhalt:
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Jane Hayward ist bisher als Autorin nicht so erfolgreich. Umso mehr ihre Freundin vom College, Athena Liu. Athena scheint alles zu gelingen und sie wird von der Presse und den sozialen Medien gelobt und mit Preisen überhäuft. Als sie auch noch einen Netflix-Vertrag für eines ihrer Werke bekommt, feiert sie dies zusammen mit Jane bei einem Pfannkuchenessen in ihrer Wohnung. Leider erstickt sie dabei, während Jane hilflos zusehen muss. Bei dieser Gelegenheit steckt Jane ein Manuskript mit dem Titel "Die letzte Front" von Athena und ein paar ihrer Notizbücher ein. Sie verändert den Text ein wenig, nennt sich ab sofort "Juniper Song" und bringt das Buch als ihr Werk heraus. Ab diesem Zeitpunkt ist sie ein gefeierter Star. Doch es gibt Neider und auch ihr eigenes schlechtes Gewissen lässt sie nicht in Ruhe.

Mein Eindruck:
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"Natürlich fliegen Athena alle guten Dinge zu, denn so läuft es in dieser Branche. Der Literaturbetrieb sucht sich einen Gewinner oder eine Gewinnerin aus - attraktiv genug, cool und jung und, mal ehrlich, wir denken es doch alle, also sprechen wir es doch aus, »divers« genug - und überschüttet diese Person mit Geld und Unterstützung. Es ist so verdammt willkürlich. Oder vielleicht nicht willkürlich, aber es hängt von Faktoren ab, die nichts mit der Qualität des eigenen Schreibens zu tun haben. Athena - eine wunderschöne, internationale, potenziell queere Woman of Color mit Yale-Abschluss - wurde von der höheren Macht auserwählt. Ich hingegen bin nur June Hayward aus Philly, braune Augen, braune Haare - und ganz egal wie hart ich arbeite oder wie gut ich schreibe, ich werde niemals Athena Liu sein."

Der Hype um dieses Buch sowie das interessante Cover haben es mich neugierig aufschlagen lassen. Die Geschichte zog mich direkt in ihren Bann. Zum einen gefiel mir, dass der Text aus der Ich-Perspektive von Jane geschrieben ist und sie häufig den Leser direkt anspricht. Es ist, als würde die Protagonistin einem alles bei einer Lesung im Wohnzimmerformat erzählen. Des Weiteren ist die Geschichte selbst sehr spannend. Neben den skurrilen Gegebenheiten, dass Athena ausgerechnet durch Ersticken an einem Pfannkuchen stirbt bis zu der Tatsache, dass Jane später scheinbar von ihrem Geist belästigt wird, fragt man sich, was denn noch passieren kann und vor allem, ob und wie Jane aus dieser Lügengeschichte wieder rauskommt. Als Leser stolpert man mit Jane von einem Ereignis zum nächsten. Dabei spielt die Autorin mit allen möglichen Klischees aus der Welt des Verlagswesens, Social Media und Themen wie Rassismus und Geschlechtsstereotypen.
Jane aka Juniper spielt außerdem mit den Erwartungshaltungen der anderen und nutzt sie geschickt für sich. So nimmt sie ihren zweiten Vornamen als Künstlernachnamen "Song", der asiatisch klingt, obwohl sie keine asiatischen Wurzeln hat. Einer von vielen Aspekten, die mich nachdenklich gestimmt haben.
Nach dem ersten Drittel hatte die Geschichte für mich ein paar Längen, in denen verstärkt die Social-Media-Kommentare ausgewalzt wurden. Das hätte man meiner Meinung nach etwas kürzen können. Aber dann nimmt die Story wieder Fahrt auf und bekommt noch einige überraschende, teils amüsante und nachdenklich machende Wendungen. Was mich etwas genervt hat, waren die vielen Gendersternchen, die meinen Lesefluss störten, aber leider mittlerweile zu moderner Literatur dazu gehören. Zumindest passt diese Schreibweise in diesem Fall zum Inhalt des Buches.

Fazit:
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Pfiffiger Roman über die Literaturbranche, Social Media und ein Spiegel der aktuellen Gesellschaft.
Mikrokosmos Schule; Die letzten Schuljahre Tills werden in diesem Buch beschrieben, der in seiner Eliteschule eher unscheinbar ist und unterschätzt wird, aber als AOE2-Gamer große Erfolge verzeichnen kann. Die Analysen seiner Situation sind sehr gut gemacht und der Autor macht treffende, auch mal bissige Schlussfolgerungen, die immer auf dem Punkt sind. Es gibt einige tolle Sätze, die das Leben wirklich gekonnt charakterisieren und durch ihre Intelligenz bestechen. Der Schreibstil ist überhaupt sehr angenehm, durchdacht und niveauvoll, der Atmosphäre der Privatschule und des Milieus entsprechend. Der Lehrer ist König im Mikrokosmos Schule und doch ist er ein zahnloser Tiger in diesem Milieu. Der Druck auf Till wird ebenfalls gekonnt dargestellt und mir gefällt, das hier E-Sport positiv thematisiert wird. Das Ende kam für mich abrupt, aber ich fand es unglaublich passend und enthüllend. Für mich ist dies ein Buch, dass den Buchpreis wirklich verdient, was man leider bei Preisträgern nicht immer so geht.
Ein sehr berührendes Buch über das Sterben (müssen) und das Los-/Hinterlassen (können). Mich hat es sehr nachdenklich gemacht, da es Bernhard Schlink wie so oft meisterhaft gelingt, dass man sich den Protagonisten extrem nah fühlt und somit unweigerlich die Frage im Raum steht, wie man selbst mit einer solchen Situation umgehen würde.
Der Titel des Buchcovers macht neugierig. Die Gestaltung selber ist nicht besonders aufregend.
Der Inhalt geht dann in eine andere Richtung als der Titel vermuten lässt.
Es ist aus kindlicher Sicht geschrieben, aber mit einer scharfen Beobachtungsgabe.
Am Anfang muss man manchmal fast lachen. Man hält das für unrealistisch, dass
der Vater sein eigenes Versagen dem angeblichen Dicksein seiner Frau zu lasten führt. Das kann doch gar nicht wahr sein.
Aber dann irgendwann wird man betroffen und sprachlos wie engstirnig die Menschen sein können.
Auch die Beschreibung aus Sicht von Ela, die natürlich Angst hat, wenn die Eltern streiten, aber sie sich nichts sehnlicher wünscht, als dass sie zusammenbleiben.
Man bekommt fast Magenschmerzen, wenn man sieht, was starke Frauen alles hingenommen haben, um die Familie zusammenzuhalten.
Das muss man Lesen
Sehr filmisch und traditionell der japanischen Erzählkultur eröffnet Hiroko Oyamada in "Das Loch" eine Geschichte, die sich anfühlt wie eine Mischung aus Traum und modernem Märchen.
Asa kündigt ihren Job, um ihrem Mann in ein Haus auf dem Land zu folgen. Er arbeitet den ganzen Tag, sie überhaupt nicht mehr. Und so verbringt sie ihre Zeit mit nicht sonderlich viel - außer vielleicht damit, unter der quälenden Hitze und den immerwährenden Klängen der Zikaden zu leiden. Bis eines Tages ein mysteriöses schwarzes Tier vor ihr auf der Straße auftaucht und in ihrem Leben eine Kette von wunderlichen Ereignissen auslöst, die beginnen, Asas bisheriges Leben infrage zu stellen. Im Laufe des Buchs verlieren wir - gemeinsam mit Asa selbst - unweigerlich den Überblick über die Zeit, die vergeht und die Dinge, die geschehen und beginnen immer mehr zu zweifeln, ob sie das denn eigentlich wirklich tun.
In "Morgen und Abend" erzählt Fosse in zwei Teilen von der Geburt und vom Tod seiner Figur Johannes. Im zweiten, wesentlich längeren Teil, wandert Johannes in Gedanken. Plötzlich sind viele Details seines alltäglichen Lebens anders als zuvor. Es entstehen Irritationen und Johannes begegnet Menschen, die bereits verstorben waren.
Die Handlung des Textes ist übersichtlich, aber die Situationen werden ausgeschöpft und in Wiederholungen vertieft. Es sind die Gedanken eines Sterbenden, der Abschied nimmt.
Fosse lesen bedeutet, sich auf die Langsamkeit einlassen. Es entsteht ein radikaler Kontrast zur Schnelllebigkeit unserer Zeit: Die Wiederholungen mit leichten Ergänzungen im Detail führen dazu, dass der Text sich sehr einprägt. Und so bleibt auch als Erinnerung an den Text nicht die Langsamkeit oder Wiederholung, sondern die Tiefe der Gedanken und die Zugänglichkeit zu dem Innenleben von Johannes, die Fosse literarisch formt. Damit ist Fosses Schreiben stileigen und meisterlich in seiner ruhigen Erzählung von Gedanken.
Daphne glaubt sich am Ziel ihrer Träume. Mit Peter hat sie einen ganz wunderbaren Verlobten, sie steht kurz vor der Hochzeit.
Dann kommt Peter von seinem Junggesellenabschied und eröffnet Daphne, dass sie ausziehen muss, er sei in seine Jugendfreundin verliebt.
Und bei dem Ex genau dieser Jugendfreundin findet Daphne ein Zimmer und kann dort unterschlüpfen.
Langsam kommen sich Daphne und Miles näher, dann steht Peter wieder vor der Tür.


Eine sehr humorvoll erzählte Geschichte über eine nicht ganz so witzige Sache. Daphne wurde verlassen und muss trotzdem in der Stadt bleiben, denn sie kann ihren Job als Kinderbibliothekarin nicht einfach kündigen, aber sie zählt schon die Tage, wann es endlich möglich ist.
Mich hat die Geschichte sehr gut unterhalten, ich mochte den Schreibstil, ich mochte die warmherzige Erzähler und vor allem den Humor und das Ende. Einfach nur eine schöne Story.
Das Buch '22 Bahnen' von Caroline Wahl hat mich - der Sprache des Buches angepasst - geflashed. Der Schreibstil der Autorin ist (für mich) neu, anders, erfrischend, bemerkenswert. In ihrem jungen Alter schafft sie es unglaublich feinfühlig und sensibel die Familiengeschichte, die Emotionen und Charaktere der Personen zu erzählen.

Leichte Kritik muss ich allerdings an der Figur Ida, die 11 jährige kleine Schwester, üben. Teils werden ihr Worte und Taten zugeschrieben, die ich für ein so junges Mädchen unpassend finde. Außerdem ist die schnelle Weiterentwicklung des Charakters umplausibel, sowie hätte ich mir etwas mehr Tiefgründigkeit bezogen auf die Mutter gewünscht.

Ein kurzes Buch, welches man dennoch gelesen haben sollte. Parallel zum Lesen diesen Romans ist die Fortsetzung erschienen und ich freue mich bereits darauf, Idas Geschichte weiterzuverfolgen.

Von meiner Seite aus eine klare Leseempfehlung.
Ich muss zugeben, dass ich Kim de l'Horizons Buch mit Vorbehalten begonnen habe zu lesen. Werde ich hier einem weiteren autofiktionalen Text über Identität und Familie begegnen, dessen Inhalt zwar mehr als bedeutsam ist, der aber auf der literarischen Ebene nichts zu bieten hat? Schon früh zeigt sich, dass das hier ganz und gar nicht der Fall ist. "Blutbuch" zieht nicht nur alle sprachlichen Register, die zur Verfügung stehen, nein vielmehr wird ein Sprachfeuerwerk abgelassen, das vor Liebe, Hass, Trauer und Witz nur so sprüht. In den eindrucksvoll gebauten Sprachgerüsten aus Deutsch, Schweizerisch und Dialekt zeigt sich eine tiefe Liebe zur Sprache als Form. Hier findet sich keine Scheu vor der Drastik des realistischen Erzählens und weder wird die Gegenwart wegstilisiert, noch die Vergangenheit verklärt. Das hier ist ein Text, der uns zeigt, dass es durchaus möglich ist Form und Inhalt auf eine anspruchsvolle Weise miteinander zu verbinden. De l'Horizons Text ist eine Offenbarung.
In "Eine Leidenschaft", welches ursprünglich 1991 veröffentlicht und nun erneut von Suhrkamp herausgebracht wurde, widmet Annie Ernaux sich A., mit dem sie eine etwa einjährige Affäre hatte und von dem sie im Rahmen dieser Zeit - und noch weit über sie hinaus - geradezu besessen war. Weil er verheiratet ist und auch, weil er ohnehin kein allzu großes Interesse an ihr zu hegen scheint, verbringen die beiden eher flüchtige Momente miteinander, die sie jedoch durch ein endloses auf ihn Warten und an ihn denken miteinander verbindet. Im Kopf nimmt sie ihn mit zum einkaufen, zur Arbeit, in den Urlaub, spricht mit ihren Freunden nur über ihn - und fällt dabei höchstwahrscheinlich allen in ihrem Umfeld schrecklich auf die Nerven.
Ich muss gestehen, als ich das erste Mal etwas von Annie Ernaux gelesen habe, war mir diese abgrundtief ehrliche Frau nicht besonders sympathisch. Aber in "Eine Leidenschaft" ist mir ihre Offenheit doch irgendwie ans Herz gewachsen. Ich würde sie immer noch nicht als eine sonderliche Sympathieträgerin bezeichnen. Aber vielleicht ist auch eben genau das ihre Stärke, dass sie ganz frei und komplett ungefiltert über ihr Erlebtes schreibt, ohne zu erklären, zu rechtfertigen, zu beschönigen oder zu relativieren und uns damit ermöglicht, über Gefühle und Gedanken zu lesen, die man sich womöglich nicht mal selbst eingestehen würde.
Wer konnte diesem Cover schon widerstehen?
Mein Mann jedenfalls nicht, als er mir das Buch geschenkt hat. Und ich auch nicht, als ich es mir von ihm gewünscht habe.
Doch: Don´t judge a book by its cover.
Computerspiele sind das, was Sadie und Sam schon seit frühester Kindheit verbinden. Und für Sam der Fluchtweg aus einer Welt, die nach einem folgenschweren Autounfall nur noch aus Schmerz, Trauer und monatelangen Krankenhausaufenthalten zu bestehen scheint. In der Gestalt von Super Mario und weiterer bunter Helden sind seine Leiden und Handicaps für Stunden und Tage vergessen - und seine Einsamkeit ebenso, denn Sadie leistet ihm Gesellschaft und nimmt zunehmend einen Platz in seinem Kopf und seiner Gefühlswelt ein.
Doch während sie in den späteren Jahren beruflich zusammenfinden und gemeinsam mit Sams bestem Freund Marx ein erfolgreiches Team und Unternehmen werden, ist ihr Verhältnis zueinander eine Serie von Missverständnissen, Verletzungen, Unausgesprochenem. Und auch das überstehen ihre tiefen Gefühle füreinander.
Hört sich nach einer klassischen Liebesgeschichte an? Das habe ich viele Seiten lang auch gedacht und war schon ein wenig enttäuscht und auch irritiert über den Hype.
Doch kurz nach der Hälfte des Buches kommt auf einmal die Wende für mich, die mich die vielen folgenden Seiten noch einmal in ihren Bann gezogen hat. Und traurig zurückließ. Denn das Leben verläuft selten so wie geplant, und manchmal ist das Schicksal unberechenbar. Und auch nicht fair.
Und wohl auch diese Entwicklung ist der Grund, warum mir die Geschichte noch immer im Kopf ist und ich Sadie und Sam nicht verlassen möchte. Und schon einmal gegoogelt habe, ob bereits der nächste Roman der Autorin angekündigt ist. Meine Erwartungen sind hoch!
Eines Tages bekommt Betty einen Anruf von ihrer besten Freundin Martha, die beiden hören eher unregelmäßig voneinander. Ganz unvermittelt erklärt Martha ihr Anliegen: ihr Vater hat verkündet, er wolle zum Sterben in die Schweiz fahren und Martha, die sich dies nicht allein zutraut, bittet ihre Freundin, sie möge die beiden begleiten. Und so machen sich die drei auf einen Roadtrip auf, der ganz anders endet als sie alle denken.
Irgendwie pragmatisch, irgendwie vergangenheitsversunken und irgendwie vom Leben überfordert nimmt uns die Protagonistin mit auf eine Reise, die vermeintlich vom Tod zu handeln scheint, aber letztendlich doch viel mehr von dem Schwelgen in der Vergangenheit, der Suche nach Liebe, den eigenen Wurzeln, dem Tochtersein und vor allem - und das ist vielleicht das Schönste an der Geschichte - von einer Freundschaft, die alles überdauert, immer da und auf eine ganz wundervolle Art selbstverständlich ist.
"Consider Me" von Becka Mack entführt in eine Welt voller Leidenschaft, Eishockey und emotionalen Höhen und Tiefen. Carter ist ein begnadeter NHL-Spieler, Bad Boy in jeder Hinsicht, unverschämt attraktiv - und der absolute Albtraum der Protagonistin. Er ist arrogant, egozentrisch und verwöhnt, bekommt immer, was er will. Doch als er auf Olivia trifft, eine Lehrerin, die nichts von ihm wissen will, ändert sich alles. Trotz ihrer Abwehrhaltung zeigt Carter eine andere Seite von sich, die bisher niemand kannte. Dies setzt den Ton für eine prickelnde und emotionale "Opposites Attract" Romance.

"Consider Me" ist mehr als nur eine typische Eishockey Romance. Becka Mack gelingt es, die klassischen "Haters to Lovers"-Tropes zu umschiffen und stattdessen eine authentische und tiefgehende Beziehung zwischen Carter und Olivia zu zeichnen. Was dieses Buch besonders macht, ist die frühe Entwicklung der Beziehung zwischen den Protagonisten. Anstatt mit endlosen Missverständnissen zu frustrieren, lässt Mack Carter und Olivia früh zueinander finden, wodurch ihre Beziehung realistisch und glaubwürdig wirkt.
Carter Beckett ist ein faszinierender Protagonist. Bisher bekannt als typischer "Fuckboy", zeigt er im Verlauf des Buches eine unerwartete Tiefe und Humor, besonders in Szenen, die mit seinem "Donnerschwert" zu tun haben. Trotz seiner anfänglichen Arroganz und Unreife ist er bereit, für Olivia zu kämpfen und sich zu ändern, was ihn zu einem vielschichtigen und sympathischen Charakter macht.
Olivia ist ebenfalls eine starke Protagonistin, in die man sich gut hineinversetzen kann. Ihre Ängste und Sorgen sind nachvollziehbar und verleihen ihrer Figur Tiefe. Sie ist entschlossen, ihr Herz zu schützen, was zu spannenden und emotionalen Momenten führt.
Das Buch enthält hin und wieder dramatische Wendungen, insbesondere im dritten Akt. Trotz dieser dramatischen Elemente bleibt die Geschichte eine packende Eishockey Romance, die mich bis zum Schluss fesseln konnte.

"Consider Me" ist eine Eishockey Romance, die mit Humor, Emotionen und authentischen Charakteren überzeugt. Becka Mack hat eine fesselnde Geschichte geschaffen, die nicht nur Liebhaber des Genres begeistern wird. Die Chemie zwischen Carter und Olivia, gepaart mit knisternder Leidenschaft und dem gewissen "Spice", macht dieses Buch zu einem echten Lesevergnügen.
Eine Dosis Plauderei gefällig? Zwei Männer im Anzug, respektive in Badehose, fabulieren über die unernsten Dinge des Lebens. Suter und Stuckrad- Barre im Gespräch, zwei luzide Klassenclowns, stets versucht die nächste Pointe lustvoll zu untergraben. Wer die Kunst des sich fallen lassens lernen möchte, der kriegt hier 16 generationenübergreifende Gespräche lang die Möglichkeit loszulassen. Nur bei einem verstehen die beiden keinen Spaß: Da wo es ums Schreiben geht, schimmert die tiefere Leidenschaft durch den Text. Das Buch lebt von dieser Leidenschaft beider Protagonisten. Sei es auch nur das passionierte Urteil Stuckrad- Barres', welches von Suter oftmals mit einem wohlmeinendem "Aha" goutiert wird (diese drei Buchstaben sind im Übrigen der oscarwürdige Nebendarsteller des Buches). Der Rest ist die wohltuend nötige Antithese zu allen Coronatagebüchern des Jahres. Ja, der Rest ist das befreiende Atem holen an der Oberfläche, bevor wir uns den ernsteren Dingen des Lebens zuwenden.
Heiko hat sich mit knapp dreißig in seinem Leben eingerichtet. Er wohnt in der Platte, arbeitet schlecht bezahlt für ein Bestattungsinstitut und baut in seiner Freizeit Modelle von Autos. Mit so einem kleinen weißen Clio wie er ihn gerade nachbaut war er sogar mal in Amsterdam. Doch dann wird er zu einem Unfall gerufen, der Tote sein ehemaliger Freund Thomas, im Graben der weiße Clio?
Müllensiefen erzählt die Freundschaft dreier Jungs im Leipzig kurz nach der Wende. Haltlos trudeln sie durch dieses Leben, von dem auch Eltern und Lehrer nicht wissen, wie es gehen könnte. Sie kommen nicht nur aus der Arbeiterschicht sondern außerdem aus "dem Osten". Aber sie haben sich, Bier und Zigaretten, irgendwann sogar dieses kleine Auto und wollen endlich "ihre Feuer zünden"?
Das ist ein sprachgewaltiger, oft in rasanten Dialogen erzählter, ungemein wichtiger Roman, der mitten unter Menschen spielt, die es so viel zu selten in der deutschen Gegenwartsliteratur gibt.

Autor/in

Julia Phillips, geboren 1988, lebt mit ihrer Familie in Brooklyn, New York. Ihr gefeiertes Debüt Das Verschwinden der Erde (2021) war ein SPIEGEL-Bestseller. Die Autorin schreibt u.a. für die New York Times, The Atlantic und The Paris Review und unterrichtet am Randolph College.

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