Seit den 1970er Jahren wird Karg-Elerts Orgel-, Harmonium- und Klaviermusik systematisch wiederentdeckt, das Liedschaffen wurde aber zunächst ausgespart. Zu Unrecht, denn seine etwa 200 Sologesänge sind hochrangige Kompositionen, die zudem eine Fülle an Formen, vom durchkomponierten bis zum Strophenlied, musikalisch einschließen. Zur Wiederentdeckung dieser Kleinodien trägt Herausgeber Ernst Breidenbach auch mit etlichen Konzerten und einer Einspielung ausgewählter Lieder auf CD bei.Karg-Elert galt unter Kollegen wie in der Musikwelt als Außenseiter: Er orientierte sich nicht nur an der deutschen, sondern an der europäischen Avantgarde um Debussy, Skrjabin und dem jungen Schönberg, und diese grenzüberschreitende ästhetische Orientierung musste im zunehmend konservativen Klima der Nachkriegsjahre auf Ablehnung stoßen.