Als vor einigen Jahren das erste Luftbild vom ChemnitzerVerein für Luftfahrt e. V. eher zufällig vom Rathausentstand, hätte keiner vermutet, wie sehr dasProjekt die Vereinsmitglieder fesseln und in Anspruchnehmen würde. Im direkten Vergleich zu einer historischenPostkarte war schnell klar, dass man fast in derselbenPosition fotografiert hatte, wie einst dieVorfahren. Verzaubert und begeistert startete derVerein das Projekt zeitreise Zwei Gesichter einerStadt (http://www.chemnitzballon.de/zeitreise.html).Was einmal durch Zufall gelang, sollte nun mit Planund Strategie wiederholt werden. Die Vereinsmitgliederbegaben sich auf die Suche nach weiterenhistorischen Luftaufnahmen. Einige Aufnahmenwaren schon da. Der Großvater von Christian Köhler,Erich Lehm, war selbst Pilot und Organisator desChemnitzer Vereins für Luftfahrt vor 1939. Er hatteviele Unterlagen, darunter auch aus dem Ballonerstellte Stadtansichten, aufbewahrt. Den mit Abstandgrößten und am besten sortierten Fundussteuerte der Verlag Heimatland Sachsen e. K. bei.Im Verlag wurden seit Anfang der 1990er Jahrehistorische Luftbilder gesammelt und in den letztendrei Jahrzenten publizierte man bereits mehrereVeröffentlichungen zu diesem Thema.Damit standen über 130 mehr oder weniger gutehistorische Schrägaufnahmen zur Verfügung. Dieältesten wurden um 1910, die jüngsten Anfang der1930er Jahre aus Ballons, Zeppelinen und Flugzeugenaufgenommen.Diese historischen Luftaufnahmen galt es, nachneuen Gesichtspunkten zu organisieren. Wo könntesich der Fotograf damals befunden haben, daswar die spannende Frage. Sowohl die Über-Grund-Position als auch die Höhe sind entscheidend, umheute deckungsgleiche Perspektiven zu den historischenAufnahmen zu bekommen. Mit Hilfe diverserSpezialsoftware konnten diese Positionenermittelt werden. Auf diese Weise definierten dieVereinsmitglieder die dreidimensionalen Zielpunkteüber der Stadt, um mit dem Ballon dorthin zugelangen.Fast alle Bilder sind aus den beiden Heißluftballonendes Vereins aufgenommen. Bei Ballonwettfahrtenhatte sich im Verein der Sinn für Präzisionam Himmel geschärft. Diesen galt es nun einzusetzen,so wie es die Großväter schon aus dem Gasballonvormachten.Einen Ballon kann man normalerweise nicht steuern,denn er fährt mit dem Wind. Zum Glück variiertder Wind mit der Höhe. Das war die besondereHerausforderung. So hatte sich sehr schnell dersportliche Ehrgeiz entwickelt, um den normalerweisenicht lenkbaren Ballon zu dem jeweiligen Ziel zudirigieren.Für diese neuzeitlichen Luftaufnahmen benötigteder Verein in den letzten Jahren knapp 200 Ballonfahrten.Über 60.000 Fotos entstanden. UnzähligeStunden wurden am PC verbracht, um das Resultatin dieser Form zeigen zu dürfen.Verein und Verlag war es ein großes Anliegen, dieBildpaare nicht nur in Buchform und auf derInternetseite zu präsentieren, sondern auch imGroßformat einem breiten Publikum näher zu bringen.Diese Aufgabe hat die Werbegemeinschaft derGalerie Roter Turm übernommen und 78 Bildpaarein bestmöglicher Auflösung gezeigt. Zusätzlich wurdendie allerbesten Bildpaare auf großformatigenLED Wänden in der Überblendung präsentiert.Eine wertvolle Arbeit für das Gelingen des Projektesleistete Tatjana Sayenko. Selbst Geologin, verstandsie es, die historischen Bilder perfekt zu bearbeitenund viele Details sichtbar werden zu lassen.Zur besseren Orientierung dienen die Bildbeschreibungen.Auf der linken Seite ist die Bezeichnungdes Standortes, auf der rechten Seite oben sind dieheute üblichen Straßen- und Platznamen benannt,die auf den beiden Seiten mit Zahlen markiert sind.In diesem Buch sind 45 Bildpaare enthalten. In Vorbereitungist Band 2 über die Stadteile.Beeindruckt von der radikalen Umgestaltung derStadt innerhalb der vergangenen 100 Jahre, wie wires im Buch betrachten können, wünschen wir, dassalle folgenden Entwicklungen friedlichen Ursprungessein mögen. Inspiriert von der Ästhetik, demVerständnis und der architektonischen und städtebaulichenLeistungen vergangener Epochen mögedas Buch helfen, Chemnitz in seiner historischenDimension noch besser zu erfassen.