Der Titel des Albums »Little Cakewalk« der israelischen Sopranistin Shira Karmon und der Pianistin María Garzón mit Liedern von Viktor Ullmann ist ein Widerspruch zum Inhalt dieser CD, wie auch zum Leben und Schicksal Ullmanns: Viele der Lieder auf diesem Album stammen aus der Zeit nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten oder seiner Internierung 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt, wo er dem Arbeitszwang aufgrund seiner dem Regime nützlichen musikalischen Arbeit entkam. Ullmann bediente sich hier einer vergleichsweise leichter fassbaren Tonsprache, wohl um seinen ihn umgebenden, leidenden Mitmenschen möglichst unbeschwerten Genuss bereiten zu können.
Shira Karmon präsentiert unter anderem drei Lieder nach Texten Friedrich Hölderlins, die Sechs Lieder op. 17, drei jiddische Lieder, aus den Sechs geistlichen Liedern op. 20 sowie »Six Sonnets de Louise Labé« op. 34. Ullmanns Kompositionsstil trägt die Leichtigkeit von Jazz-Einflüssen ebenso in sich wie komplexe kontrapunktische Phrasen, unerwartete melodische Entwicklungen und eine harmonische Sprache, die den Hörer teils ratlos zurücklässt.