L'Indi des Batignolles Mit dem expliziten Titel seines neuen Albums 'An Indian's Life' schließt der Kontrabassist und Komponist Henri Texier eine Art informelles phonographisches Triptychon ab, das 1993 mit 'An Indian's Week' begann und 2016 mit 'Sky Dancers' fortgesetzt wurde und in dem die Sache der amerikanischen Ureinwohner und darüber hinaus die quasi-mythologische Figur des 'Indianers' sowohl die imaginäre Matrix als auch den poetischen Motor seiner künstlerischen Geste bildet. - EIN IDENTIFIKATORISCHES MODELL Es ist kein Geheimnis für jeden, der seine Karriere ein wenig verfolgt, dass Henri Texier ein alles andere als dilettantisches und anekdotisches Interesse an der Welt der Native Americans hat. Es ist eine Leidenschaft, die bis in die Kindheit zurückreicht", erklärt er, "eine sehr intime, aber ziemlich unreflektierte Sache, die mich mit dem kleinen Parigot des Batignolles verbindet, der ich in den 50er Jahren war, der es liebte, Cowboy und Indianer zu spielen, und der sich unweigerlich für die Seite der Indianer entschied, als die anderen sich vom Plastikrevolver und der Cowboyausrüstung angezogen fühlten...". Auf sehr verwirrende Weise sind das Arbeiter- und Volks-Paris meiner Kindheit, die Indianer, die Eleganz, die Freiheit - all das ist in meiner Vorstellungswelt eng miteinander verbunden ...
Später habe ich natürlich auch den Jazz in den Cocktail eingebracht ... Ich habe den Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern mit der Unterdrückung der Afroamerikaner in Verbindung gebracht und mich über den Jazz mit diesem verfluchten Teil Amerikas identifiziert... Das ist eigentlich ein ziemlich komplexer Prozess, der viel intimer als ästhetisch ist und keine andere als eine imaginäre Verbindung zur Musik hat. - LA VOIX DES 'AUTRES' Denn wenn Henri Texier letztlich für sich in Anspruch nehmen kann, dass es ihm auf seiner neuen CD wieder einmal gelungen ist, mit der indianischen Psyche in Resonanz zu treten, so ist es unbestreitbar diese lebendige Beziehung zur Erinnerung, zu den Vorfahren, zur Tradition, die seine Musik jedes Mal auf so sensible Weise (wieder) ins Spiel bringt. Von seinen Freunden Carla Bley und Steve Swallow über Don Cherry und Paul Motian, deren Einflüsse immer wieder als Zeichen der Liebe und des Respekts zum Vorschein kommen, bis hin zur Schutzfigur Charles Mingus, von denen jeder mit einer Komposition geehrt wird, vergisst Henri Texier nie, daran zu erinnern, woher er kommt, und macht seine von Grund auf gastfreundliche Musik zu einem Ort des Dialogs zwischen den Traditionen und Generationen und der "Anerkennung" des anderen in all seinen Unterschieden. Henri Texier wird nie ein Indianer sein, das weiß er, genauso wie er nie Charles Mingus sein wird - aber beide begegnen sich in seiner Musik, und es ist sein Genie, dass er seine intimste Stimme durch diesen imaginären Dialog hörbar macht.
Tracklisting
1 Apache Woman
2 Black Indians
3 Miss Canthus
4 Black And Blue
5 Mingus Love Call
6 No Fear Song (to Jason Pinto)
7 Hopi Hippie
8 Steve And Carla (to Steve Swallow And Carla Bley)