Das 17. Jahrhundert ist europaweit auch und gerade auf der Ebene der Religion und Frömmigkeit ein offen konfliktreiches. Dabei prägen die Wahrnehmungsmuster, die hinter den inter- und innerkonfessionellen Auseinandersetzungen stehen, zwangsläufig die Hermeneutik der Streitenden: Selbst- und Fremdwahrnehmung bedingen einander und nehmen in ihrer Wechselbeziehung Einfluss auf den Diskursverlauf. Dieses In- und Miteinander von Selbst- und Fremdwahrnehmung, hier gefasst als Wahrnehmungsformation, geht dann einher mit dem Akt des eigenen, also des individuell-subjektiven Bekennens. Der Untersuchung des Zusammenhangs von Wahrnehmungsformation und individuell-subjektiver konfessioneller Positionierung ist der vorliegende Tagungsband gewidmet. Ziel ist dabei auch, starre Kategorien wie Irenik , Polemik oder Orthodoxie , die in der Forschung nach wie vor große Beliebtheit genießen, hinsichtlich ihrer Bewertung religiös-konfessioneller Diskursphänomene vor allem des 17. Jahrhunderts auf ihre argumentative Belastbarkeit hin zu befragen.